}STORY SCHALLPLATTENPRESSWERK
D a m it sin d w ir zu rü ck in der H alle m it
d en M asch in en . N u n seh en w ir die P ro -
zesse m it and eren A ugen. K aum zu fassen
ist etw a, w ie ein h e iß e r V in y l-K lo p s, den
eine P u m p e a u f ein P ap ieretik ett spritzt
u n d a u f d en ein zw eites, n o c h w elliges
In n en lab el fällt, Sekunden später als b litz -
sau ber gepresste LP vor uns liegt. W e n n
sich die Presse sch ließ t, steigt die T em p e-
ratu r im In n e rn ku rz a u f 150 G rad , wie
w ir am T h erm o m eterzeig er ablesen k ö n -
n en , fällt d an n rasch w ieder ab, und ein
paar M o m e n te sp äter ist die LP da.
D e r M a sc h in e n p a rk ist b eta g t. N eu e
P ressen g ib t’s k ein e m eh r. W a s k a p u tt-
geht, w ird in der W e rk sta tt rep ariert. O ft
m ü ssen Teile n achgefertigt w erden. D o ch
das V in y l-T e a m h ält d en B etrieb in G an g
und hat 201 3 , dem stärksten Jahr seit L an -
gem , rund zwei M illio n en Sch eiben gefer-
tigt. Frustrierte M usik-L abel stöh nen, R T I
sei a u f M o n ate h in au s ausgebu cht.
S c h a llp la tte n als L u x u sw are
D ab ei fing m a n 1974 gän zlich and ers an:
„ U n se r H a u p tg e sch ä ft w a re n P re ss u n -
gen der w ö ch en tlich en R ad ioshow s, B ill-
board C h arts oder des A m erican C ou n try
C o u n td o w n “, e rin n e rt sich H ash im o to .
„M ittw och s n a h m m a n ein d reistündiges
P rogram m auf, das donnerstags gem astert
w urde. W ir b e k a m e n so fo rt d ie F o lien ,
Rick: » P la tte n p ro d u k tio n
b ra u c h t v ie l K n o w -h o w ,
S o rg fa lt - u n d M e n s c h e n
m it L ie b e z u m V in y l«
Im Archiv von RTI lagern Abertausende Kartons
mit Papierlabeln für eventuelle Nachpressungen
Hier hört Teresa Medina in eine Anpressung rein.
Knackser und andere Fehler werden notiert
Miriam Lopez versendet Testpressungen an einen
Kunden. Alles okay? Dann läuft die Produktion an
Stichprobenartig werden Platten auf korrektes
Gewicht und andere Parameter geprüft
die w ir abend s galv an isierten . A m F re i-
tag p ressten w ir bis zu 8 0 0 Sets m it je drei
L Ps, die in die ganze W e lt g in g en , zum
Beispiel für A FN “ - das „A m erican Forces
N etw ork“. „D as m ach ten w ir jed e W o ch e
über Jahre hinw eg. D a n k unserer R ou tin e
fu n ktion ierte m eist alles so p ü n ktlich und
p räzise wie ein U h rw erk .“
D o ch das späte E in treffen der L abeldru-
cke o d er H ü llen h at H a sh im o to m a n ch
graues H aar gek ostet, und au ch heu te ist
ein ganzer logistischer R attenschw anz m it
d er L P -P ro d u k tio n v erb u n d en . „ W e n n
die Label feh len , steh t alles still“, ro llt der
V in y l-P ro fi m it d en A u g en . O h n e ein
stressresistentes T eam , das in h eiß en P h a-
sen co o l b leib t, läuft n ich ts. D as sch w eißt
o ffen bar zu sam m en . T a tsä ch lich erleben
w ir w ährend unseres A u fenthalts b ei R T I
das fam iliäre M iteinan d er v o n M enschen ,
die sch o n fast ew ig zu sam m en arb eiten ,
W itze reißen und einander genau kennen.
„D as sind P ersonen m it N am en und keine
an o n y m e, au stau sch bare M asse“, m a h n t
H ash im o to. W ir h a b e n ’s v erstan d en!
B ereits früh hatten die ersten in und um
Los A ngeles ansässigen audiophilen Label
R T I als nahen Q ualitätslieferanten für ihre
P ro d u k tio n en entd eck t. M a n p resste für
W in d h a m H ill, A m e rica n G ram ap h o n e,
C rystal C lear oder das Sheffield Lab. „W ir
h ab en n ie u m K u n d en g ew o rben “, zu ckt
der P ro d u k tio n sch e f m it d en S ch u ltern ,
„d ie L eu te k a m e n ein fach . U n d im m e r
m e h r, als sic h u n se re Q u a litä t h e ru m -
sprach. Sonst gab’s vor allem K M R ecords
in B u rb a n k , die top w aren .“ N u r M F S L
ließ bei JV C fertigen. „D eren ,Super V inyl‘
w ar h e rv o rra g e n d , d o ch w ir d u rften es
n ic h t e in fü h re n . W a r w o h l zu g iftig “,
b ed au ert H ash im o to n o c h heu te.
Seit d am als h ä tte n sich v o r allem der
G rad an A u to m a tisie ru n g u n d d ie P rä -
z isio n e rh ö h t. E in e n e u e Z eit b e g a n n ,
als R T I A n fan g der 90er die ersten 180-
G ra m m -S c h e ib e n p re sste u n d sic h die
S ch allp latte allm äh lich zu m au d iop h ilen
L uxu sgut entw ick elte. M an grü belte, wie
sich die L P v erb essern ließ e. T a m H e n -
d e rso n v o n R e fe re n c e R e co rd in g s riet:
„M ach t sie d ick e r!“ U n d das w u rden sie,
die V in y l-K in d e r der Sö h n e v o n V ä te rn
und M ü tte rn n ic h t n u r aus R T Is g ro ß er
„A n alo g fam ilie“.
Matthias Böde
64 STEREO 1/2015